Resümee der zweiten Woche. (28.05. bis 03.06.2014)
Insgesamt habe ich bereits 332, von den 797 zu bewältigenden Kilometern zurückgelegt. Anfangs war das Wetter wie in der ersten Woche, sehr Nass und kalt. Nachts ist das Thermometer sogar unter 5 Grad gefallen und tagsüber nicht über 15 Grad gestiegen. In den beiden letzten Tagen, ab Burgos, hat sich das Wetter gebessert. Es ist sonnig geworden, auch wenn die Temperaturen immer noch unter 20 Grad lagen. Die Gruppe in der ich mich befinde, hat sich geformt, wir sind sechs Personen und verstehen uns immer besser. Es ist als hätte uns der Camino zusammengebracht. Wir fühlen uns schon wie eine kleine Familie. Auch andere Gruppen formen sich im Taktstock des Camino Frances, ich beobachte es immer wieder. Ich bin auch nicht mehr der einzige Pilger aus Österreich. In dieser Woche habe ich Verena kennengelernt, sie stammt aus Stubenbergsee, in der Nähe von Graz. In Burgos mussten wir uns von Anna und Wolfgang verabschieden. Beide wollen den Camino Frances nächste Jahr zu Ende gehen und sie werden den Weg nochmals von vorne beginnen, haben sie gesagt.

Die Bewohner um den Camino sind hilfsbereit und freundlich. Gerne würde ich der spanischen Sprache mächtig sein, um mich ihrer Hinweise und Empfehlungen, was den Weg betrifft annehmen zu können. Durch Gina gelingt manchmal. Sie spricht ein wenig Spanisch und dann folgen wir den Weisungen der Einwohner, so wie der von Carlos, die uns in die geschichtsträchtige Stadt Castrojeriz gebracht hat. Der Glanz vergangener Tage strahlt dort noch heute und so mancher Zauber verbirgt sich den alten Häusern. Hier haben sich auch die Gedanken zu meinem Buch geformt.

Allmählich entwickle ich ein Gefühl für das Ganze. Der Zustand meines Knies hat sich gebessert, auch wenn es nach wie vor nach den Tabletten verlangt. Heute und gestern hatten wir herrliches Wanderwetter, viel Sonnenschein und nur mäßig warm. Obwohl ich mich in einer wirklich netten Runde befinde, gehe ich den Großteil der Wege alleine. Ich genieße die Weite der Landschaft, die Ruhe, ich umfasse Bäume und lausche ob sie mir etwas zu sagen haben. Es ist als wäre ich in einer anderen Welt, einer inneren, verborgen vor der Außenwelt. Kein einziges Mal, habe ich versucht Kontakt mit ihr aufzunehmen, durch mein Smartphone, ich trage es nur mit mir für Notfälle. Ich verfolge keinerlei Berichte aus den Medien über Gewalt und sonstigen traurigen Erlebnissen, die mich erschüttern könnten. Der Camino behütet ich. Mir ist, als würde ich mich in einem Geburtskanal befinden und werde durch die Dunkelheit ans Licht gepresst. Ich beginne das Leben zu spüren.


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